Weniger Pasta, mehr Bio: Italiener ändern Essgewohnheiten

Pasta, Käse und Olivenöl gehören in italienische Küchen. Bis dato war dies so sicher wie das Amen in der Kirche. Doch die italienischen Essgewohnheiten ändern sich.

Für 17,9 Prozent der italienischen Bevölkerung hat Essen etwas mit Stolz und Identität zu tun.

Für 17,9 Prozent der italienischen Bevölkerung hat Essen etwas mit Stolz und Identität zu tun.

Für viele Italiener ist die Vorliebe für Nudeln ein Teil ihrer Kultur. Doch schon seit Jahren nimmt der italienische Pastakonsum ab. Während die italienischen Bürger im Jahre 2004 noch einen jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 28 Kilogramm Nudeln aufweisen konnten, fiel dieser Wert bis 2013 auf nur noch 25,3 Kilogramm. Insgesamt hat sich der Konsum von Reis, Brot und Pasta nach und nach reduziert. Das sieht man auch an der Restaurantstruktur des Landes: Die klassische Trattoria hatte vor allem Pasta und Pizza auf der Speisekarte. Heute gibt es immer mehr Alternativen, wie zum Beispiel Vollkorn- oder Bio-Produkte. Auch Quinoa, Couscous und Kamut-Nudeln erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Italiener legen Jahr für Jahr mehr Wert auf Gesundheit und Ernährung.

„Als ich ein Kind war, hatten wir nicht viel anderes“

Als Faktor für die Veränderungen der italienischen Essgewohnheiten sind auch die demografischen Hintergründe nicht zu vergessen. Die Bevölkerung Italiens wird immer älter, es gibt weniger Familien und mehr Singles. Auch der wachsende Anteil der Migranten bringt veränderte Essgewohnheiten mit in das Land. Zudem ernähren sich vor allem jüngere Menschen heutzutage immer bewusster oder greifen auf andere Angebote zurück: Sushi, Döner und Co. sind eine beliebte Variante. Bei der Ursachenforschung fällt auch die veränderte Rolle der Frau ins Auge. Während sie früher für die Zubereitung üppiger Mahlzeiten zuständig war, ist sie heute stärker in den Job eingebunden. Mit mangelnder Zeit vergeht auch die Vielfalt des Kochens. Die Folge sind schnelle Gerichte oder leichte Kost.

Auch der stellvertretende Vorsitzender des italienischen Nudelherstellers Barilla spielt auf die Veränderung des Angebots an: „Als ich ein Kind war, hatten wir nicht viel anderes“, sagte Paolo Barilla der Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“. „Das hat sich geändert. Das Angebot an Produkten hat sich verdreifacht, das gilt auch für Pasta“, so der 54-Jährige.

Eine Analyse des Bauernverbands Coldiretti hat ergeben, dass die Italiener im vergangenen Jahr fünf Prozent weniger für Pasta, vier Prozent weniger für Olivenöl und sieben Prozent weniger für Fisch ausgegeben haben. Dies ist auf die Krise des Landes zurückzuführen. Die Leute haben einfach weniger Geld zur Verfügung. Doch die Wertschätzung des Essens hat sich nicht geändert: Für 17,9 Prozent der italienischen Bevölkerung hat Essen etwas mit Stolz und Identität zu tun.