Online-Lebensmittelhandel: Verbesserungswürdig, aber wachsend

Immer mehr Unternehmen bieten die Lieferung von Lebensmitteln an. Zwar wächst der Markt enorm, doch gibt es immer wieder Probleme mit der Frische der Produkte.

Wie die GfK-Handelsforschung berichtet, bestellen lediglich 1,2 Prozent der Deutschen ihre Lebensmittel online.

Wie die GfK-Handelsforschung berichtet, bestellen lediglich 1,2 Prozent der Deutschen ihre Lebensmittel online.

Zwar scheint der Online-Lebensmittelhandel bequem und einfach zu sein. Doch nun offenbart eine Studie des EHI Retail Institute aus Köln die Tücken des neuen Trends. In einem Test von 250 verschiedenen Online-Shops fanden sie heraus: Es besteht noch viel Handlungsbedarf. Gegenüber dem „Handelsblatt“ äußerte sich EHI-Experte Sascha Berens wie folgt: „Wir haben bei Testbestellungen mit bundesweiter Paketlieferung teilweise Probleme mit der Frische festgestellt“. Konkret gab es immer wieder Kühlschäden am Obst und auch die Lieferfristen wurden nicht immer eingehalten. Außerdem kam die Ware bei manchen Testbestellungen gar nicht erst an, weil sie vor der Auslieferung vergriffen war. Laut der EHI-Studie bieten 63 Prozent der Online-Händler nur haltbare Lebensmittel an. Gemüse und Obst verkaufen lediglich 21 Prozent der Händler, Fisch sogar nur 14 Prozent.

1,2 Prozent der Deutschen bestellen Lebensmittel online

Auch auf der Käuferseite gibt es nur wenig Aktivität: Nur 1,2 Prozent der Deutschen bestellen Lebensmittel online, wie die GfK-Handelsforschung berichtet. Das liegt vor allem daran, dass es in Deutschland ein sehr dichtes Netz an Supermärkten gibt. Allerdings gehen die Marktforscher davon aus, dass der Markt wachsen wird. Bis 2025 soll der Online-Anteil der Sparte „Lebensmittel und Drogerie“ auf 16 Prozent steigen. Derzeit befindet er sich bei etwa 8 Prozent. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, widmen sich der Nische nun viele Start-Ups. Allerdings mit wenig Erfolg. Da gab es zum Beispiel das Unternehmen „Shopwings“. Der Lebensmittel-Lieferdienst gab sein Deutschland-Geschäft inzwischen auf. Die preisbewussten Deutschen waren nicht bereit, den Aufpreis von mindestens fünf Euro pro Einkauf zu bezahlen. Auch die Supermärkte wollten die fällige Provision nicht berappen. „Shopwings“ flüchtete nach Australien und Südostasien.

Das Unternehmen „Emmas Enkel“ möchte es nun besser machen. „Wir werden dieses Jahr noch zwei Läden in Köln sowie jeweils einen in Düsseldorf und Berlin eröffnen“, verriet Geschäftsführer Sebastian Diehl dem „Handelsblatt“. Das Unternehmen verkauft seine Lebensmittel in eigenen Läden und liefert die Ware von dort aus. Ein eigener Lieferdienst bringt die Produkte zum Kunden. „Zu unseren Top Ten gehören Obst und Gemüse“, versichert Diehl.

Große Lebensmittelketten tasten sich vor

Rewe versucht seine Kunden mit einem Angebot zu locken: Die ersten drei Bestellungen werden kostenlos geliefert.

Rewe versucht seine Kunden mit einem Angebot zu locken: Die ersten drei Bestellungen werden kostenlos geliefert.

Große Lebensmittelketten wie Edeka und Rewe sehen das Geschäft nach wie vor als Nischengeschäft. Edeka ließ verlauten, dass es „keine praktikable und bezahlbare Lösung gibt, die unsere Ansprüche an Frische und Qualität erfüllt“, so die Pressesprecherin von Edeka Südwest. Rewe beobachtet einen wachsenden Markt und versucht die Skepsis der Kunden verschwinden zu lassen. So bietet das Unternehmen Neukunden drei Testkäufe ohne Lieferkosten an.

EHI-Experte Berens sieht eine große Chance für Nischenhändler. So gäbe es viele Metzger (sieben Prozent) und Käsehändler (sechs Prozent), die gute Arbeit leisten würden. Auch im Fischsegment gäbe es die ersten Lieferservices.