Nudeln in Deutschland selten aus regionalem Anbau

Da Deutschland seinen Bedarf am Hauptbestandteil der Nudel nicht aus eigenem Anbau decken kann, werden mindestens zwei Drittel des Hartweizens aus dem Ausland importiert.

Mehr als zwei Drittel des für die Nudelproduktion notwendigen Hartweizens bezieht Deutschland aus dem Ausland.

Mehr als zwei Drittel des für die Nudelproduktion notwendigen Hartweizens bezieht Deutschland aus dem Ausland.

Wer glaubt, dass der Hartweizen der in Deutschland gekauften Nudeln auch aus Deutschland stammt, der irrt sich in den meisten Fällen. Zwei Drittel des Hartweizens, der für die deutsche Nudelproduktion notwendig ist, wird importiert. Überwiegend erfolgt die Lieferung aus den USA und Kanada. Dann folgen Frankreich, Italien und Spanien. „Mindestens zwei Drittel des Hartweizens für die deutsche Nudelproduktion wird aus dem Ausland importiert“, sagte Friedrich Longin der Stuttgarter Zeitung. Longin ist Weizen-Forscher an der Universität Hohenheim und fügt hinzu, dass „der Anteil in manchen Jahren noch höher ist.“ Longin macht dafür den Preis verantwortlich, der für die Nudelhersteller im Import oft niedriger läge als bei der Eigenproduktion.

„Wenn man die Ökobilanz des Hartweizens betrachtet, schneidet der deutsche Durum am besten ab“, erklärt Friedrich Longin. Durum ist eine Weizenart, die für die Produktion von Teigwaren besonders wichtig ist. Laut einer Studie der Universität Hohenheim liegt der deutsche Hartweizen nicht nur aufgrund der kurzen Transportwege zu den Hartweizenmühlen in der Ökobilanz vorn. Demnach erzielen deutsche Landwirte weltweit die höchsten Ernteerträge pro Hektar und die beste Verwertung der Stickstoffdüngung. „Mit Blick auf die Ökobilanz empfehlen wir Frankreich oder Italien für den Import von Durum“, sagt Longin. „Aber am besten wäre es, wenn die Anbaufläche in Deutschland verdoppelt würde.“

Jährlich steigt der Verbrauch von Teigwaren

Jährlich werden in deutschen Mühlen circa 400.000 Tonnen Hartweizen vermahlen. Im Jahre 2014 stammten davon nur circa 70.000 Tonnen aus heimischer Produktion. Wolfgang Beer, Vorsitzender einer landwirtschaftlichen Erzeugergemeinschaft in Sachsen-Anhalt, macht nachhaltig darauf aufmerksam, „dass Deutschland seinen bedarf sogar vollständig allein decken könnte“. Der jährliche Verbrauch von Teigwaren steigt von Jahr zu Jahr, Pasta ist vor allem bei jungen Menschen sehr beliebt. Doch Deutschland reduzierte die Anbaufläche für Hartweizen innerhalb von drei Jahren von 21.000 Hektar (2010) auf 9.000 Hektar (2013).

Andere Länder wie USA und Kanada haben die Zeichen der Zeit erkannt und weiten die Anbauflächen aus. In Kanada wird die Anbaufläche um 15 Prozent steigen: auf mehr als zwei Millionen Hektar, was dem 200-fachen der deutschen Fläche entspricht. „Die Preise für Hartweizen müssten steigen, damit es sich bei uns lohnt“, sagt Herbert Funk von der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen. „Die Nudelhersteller werden am Ende nicht mehr zahlen als den Weltmarktpreis. Es ist doch legitim, wenn die Landwirte sich für die Produkte entscheiden, die ihnen finanziell die höchsten Erträge bringen“, wirbt Funk für Verständnis.